Kontraste in der Fotografie – Teil 2

„Fotografie ist, wie wir alle wissen, überhaupt nicht real. Sie ist eine Illusion von Realität, mit der wir unsere eigene kleine Welt erschaffen.”
Arnold Newman (1918—2006)

 

Im ersten Teil hast du einen kurzen Einblick in die verschiedenen Arten der Farbkontraste bekommen. Jetzt liegt unsere Aufmerksamkeit auf den Formkontrasten. In der Naturfotografie muss man hier meist etwas genauer hinschauen und der Fantasie durchaus freieren Lauf lassen, da man hier oft nur sehr selten perfekte Quadrate, Kreise oder Dreiecke vorfinden wird. Mir hilft es häufig, das Motiv das vor mir liegt, bewusst mit einem zweidimensionalen Blick zu betrachten, d.h. ich versuche Perspektive, Ergänzungen, etc. nicht zu berücksichtigen, sondern das Foto am Bildschirm als das anzusehen was es im Grunde ist. Nämlich eine flache, zweidimensionale Ebene. Das hilft mir, Formen leichter zu erkennen.


Inhalt des 2. Teils:

Formkontraste

  1. Form-an-sich-Kontrast
  2. Qualitätskontrast
  3. Quantitätskontrast
  4. Richtungskontrast

 

 

Genau genommen meint der Form-an-sich-Kontrast die Spannung zwischen den Formen Kreis, Dreieck und Quadrat. Gleichzeitig ist der Form-an-sich-Kontrast auch der stärkste Kontrast den wir kennen. Im Foto unten kann man ganz klar den großen Felsen als verzogenes Dreieck und die darunter liegenden Felsbrocken als kleine Quadrate sehen.

 

 

Stehen sich geschlossene und offene Formen, oder regelmäßige und unregelmäßige Formen gegenüber, spricht man vom Qualitätskontrast. Das Beispielbild habe ich gewählt, weil sich hier der flüssige Zustand des Wassers und der harte schroffe Fels im Meer gegenüberstehen. Sie bildeten in dieser Situation den stärksten Kontrast ab, den ich finden konnte. Ein anderes Beispiel könnte zum Beispiel ein makelloser Apfel sein, der neben einem verfaulten liegt, oder ein umgestürzter Baum im gesunden Wald, oder glatter Neuschnee im Gegensatz zu den heruntergefallenen spitzen Nadeln einer Kiefer, oder, oder, oder.

 

 

Quantitätskontrast. Im selben Zuge können die Formen in unterschiedlichen Dimensionen auftreten. Wie hier auf dem Foto der berühmten Hexagon Basaltsäulen auf Island, kann man sehen, dass die Größe der Felsen nach hinten bzw. oben im Bild abnimmt. Natürlich, in der Realität sind diese alle in etwa gleich groß. Der Betrachter des Bildes weiß dies jedoch nur aufgrund der Perspektive und anderer Bezugsgrößen im Bild. Andere Quantitätskontraste sind breit und schmal, lang und kurz, gebogen und gerade, usw. Auch Motive wie ein großer Baum, der sich von vielen kleinen Bäumen abhebt, oder ein dicht bewachsenes Blumenfeld gegenüber eines karg bewachsenen Feldes. Der Kreativität sind hier natürlich keine Grenzen gesetzt.

 

 

 

Beim Richtungskontrast kommt es, wie der Name schon erahnen lässt, auf die Richtung der sich im Bild befindlichen Formen, an. In diesem Fall die sich überkreuzenden, am Boden liegenden, Baumstämme. Die Formen führen den Betrachter durch das Bild. Im Foto unten blickt man beispielsweise automatisch in die Mitte. Das liegt zum einen daran, dass dort der hellste Punkt ist, zum anderen wird man aber ganz stark durch die Richtung der Baumstämme gelenkt, die sich eben unmittelbar im oberen Drittel des Bildes kreuzen. Weiterhin gibt es auch Richtungen, die unterschiedliche Eindrücke beim Betrachter erwecken. Eine Treppe die vom oberen linken Bildrand zum rechten unteren führt, wird als fallend, eine Treppe von links unten nach rechts oben, als aufsteigend wahrgenommen. Platziert man ein Motiv entgegen der Leserichtung am linken Bildschirmrand, wird dies häufig als störend empfunden, da dem lesenden Auge nicht genug Raum gegeben wird, um über das gesamte Bild zu blicken. Jedoch kann gerade dieses unangenehme Gefühl als interessantes Stilmittel eingesetzt werden (Mehr dazu).

 

 

 

Schön, dass du bis hierhin gelesen hast. Ich möchte dir mit diesen beiden Blogbeiträgen nur einen kurzen kleinen Einblick in die Welt der Kontraste geben. Natürlich kann man die von mir genannten Kontrastarten noch in weitere Untergruppen untergliedern und detailierter besprechen. So weit möchte ich allerdings nicht gehen, da ich meiner Meinung nach die, zumindest für die Naturfotografie, wichtigsten Kontrastarten aufgelistet und kurz erläutert habe.

Wer noch nicht genug hat, dem Empfehle ich, sich mal in „->Form und Farbe – Designbasics 2“ der Hochschule für Gestaltung Mannheim reinzulesen (Hier)

Du möchtest nochmal etwas über die Farbkontraste (Teil 1) nachlesen? Dann geht es hier weiter!

 

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